DM-Norm und das Ding mit den Spikes

Sonne, Wind und über 30 Grad Celsius. Das beschreibt beide Tage der LVN-Jugendmeisterschaften in Duisburg.

Drei Aktive der Leichtathletik-Gemeinschaft Mönchengladbach standen auf der Meldeliste. Elias Kraft, Wojciech Pastuszko (beide MJU18) und Antonia Borkes (WJU16). Das neue Zulassungsverfahren ohne Qualifikationsnormen, machte die Meldung unnötig spannend. Für Antonia wurde schlussendlich der Start im Weitsprung verweigert, da dass Teilnehmerlimit erreicht war. Nach gesundheitlichen Problemen, musste sie ebenfalls auf ihren Start über 800m verzichten.

Am Samstag reisten Trainer Tobias Montazeri-Schäfer und Elias Kraft bereits morgens zum Weitsprung an. Mit nur wenigen Trainingseinheiten im Vorfeld, nutze Elias die Chance weitere Erfahrungen zu sammeln. Im Einspringen wurde der Anlauf kurzfristig um zwei Schritte verlängert. Noch etwas müde von der vorabendlichen Abschlussfeier seiner Schule, sprang er im ersten Versuch exakt fünf Meter. Bei den beiden weiteren Versuchen flog er deutlich weiter, trat allerdings über.

Elias Kraft auf wartet auf Bahn 6 auf das Startkommando.

Wojciech Pastuszko reiste etwas später an. Für ihn lag der Fokus auf dem 100-Meter-Sprint mit dem Ziel, die Norm für die Jugend-DM (11,30 Sekunden) in Rostock zu knacken. Zusammen mit Elias bereitete er sich für den Start vor. Pünktlich ging es für die beiden in den Call-Raum, in dem sich die Athleten für die Starts über fünf Vorläufe sammelten. Kraft startete im ersten Rennen und qualifizierte sich mit einer neuen persönlichen Bestleistung von 12,22 Sekunden für den Zwischenlauf. Teamkollege Pastuszko verbesserte seine aktuelle Bestleistung ebenfalls. Als Erster seines Laufes überquerte er bei 11,37 Sekunden die Ziellinie und verfehlte das ausgesprochene Ziel der DM-Norm nur knapp!

Pastuszko erfüllt DM-Norm

Viel Zeit für Erholung gab es nicht. Knapp eine Stunde später ging es bei brühender Hitze um den Einzug in den Finallauf. Für Elias endete der Wettkampf im Zwischenlauf mit 12,35 Sekunden. Wojciech, unbeeindruckt vom Verzug im Zeitplan und der Hitze, gewann auch seinen Zwischenlauf. Mit erneut persönlicher Bestleistung von 11,22 Sekunden ersprintete er sich das Startrecht für die Deutschen Jugendmeisterschaften im Juli in Rostock! “Ich bin ganz locker gelaufen”, strahlte er seinen Trainer an.

Mit einiger Verzögerung saßen die acht schnellsten Sprinter der U18 für das Finale in den Startblöcken. In einem Sub-11-Rennen überquerte Wojciech bei 11,46 die Ziellinie und wurde damit Vierter. Montazeri-Schäfer urteilte: “Da ist noch Luft nach oben. Im Finale ist er nicht mehr so locker wie in den Läufen davor gelaufen. Da werden wir in der nächsten Zeit dran arbeiten!”.

Der zweite Tag

Nach einem langen aber erfolgreichen ersten Tag, waren die Sprints über 200m angesetzt. Zum Ende des “Rhein-Ruhr-Marathon Duisburg” trafen Tobias und Wojciech am Stadion ein. Auf der Anreise fiel auf, dass die Startnummer zuhause geblieben war. Ein kurzes Telefonat beruhigte die Beiden, eine neue Startnummer liegt am Stellplatz bereit.

Routiniert wärmte sich Pastuszko auf. Trainer und Athlet einigten sich als spezielle Vorbereitung auf zwei “scharfe” Sprints mit Spikes durch die Kurve. Doch der Griff in die Sporttasche ging ins Leere. Keine Spikes! Und das nur 20 Minuten vor Call-Room-Zeit. “Dann halt ohne..”, äußerte sich der Trainer. Während Wojciech seine Läufe ohne Spikes durch die Kurve absolvierte, machte sich sein Trainer auf die Suche nach einem hilfsbereiten Athleten und wurde beim TV Angermund fündig. Mit Ersatz-Spikes in der fast richtigen Größe sprintete nun er zum Call-Room und übergab die Leihgabe kurz vor knapp an seinen Athleten.

Im Startblock zeigte Wojciech dann Nervenstärke und setzte sich bereits auf den ersten Metern von seinen Mitstreitern ab und konnte die Position bis ins Ziel verteidigen. 23,32 Sekunden zeigte die Zeittafel beim Überqueren der Ziellinie an. Nach dem letzten von drei Zeitläufen stand dann die Platzierung fest. Platz 6. Keine 200m DM-Norm. Dafür eine Geschichte zum Erzählen. “Heute war einfach kein guter Tag”, urteile Pastuszko. “Beim Bergfest in Süchteln hole ich mir die 200m-Norm!”.

Du bist über Instagram hierhin gekommen? Hier kommt die Auflösung von dem Bild. Wojciech machte sich auf den Weg, die geliehenen Spikes seinem rechtmäßigen Besitzer zurück zu bringen. “Ein wichtiger Hinweis! Der Sieger über die 200m der U18 sucht seine Spikes. Im Call-Room wurden offensichtlich Spikes vertauscht.”, schallte es aus den Stadionlautsprechern. Schnell war klar, Wojciech hatte die gesuchten Spikes in der Hand. Die Spikes die freundlicherweise Wojciech zur Verfügung gestellt wurden, gehörten eigentlich einem ganz anderen Athleten, welcher nun ebenfalls mit fremden Spikes gelaufen war. Schnell wurde der Austausch durchgeführt und herzhaft gelacht. Wahrlich eine Geschichte zum erzählen.